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Spezielle Projekte
Im Frühjahr 2015
bekamen wir von der Firma Gutekunst Optiksysteme eine Anfrage mit der Bitte, ob
wir interessiert sein ein ADC System mit unseren Teleskopen in Namibia zu
testen.
ADC steht für "Atmosphärischen Dispersion Korrektor".
Es ist ein optisches System, welches die Atmosphärische Dispersion
korrigieren soll und hauptsächlich für Mond-. Planeten- und
Doppelsternbeobachtungen interessant ist. |
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Projekte |
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Kurz zur Theorie
Unter
Atmosphärischer Dispersion versteht man das Aufspalten von Licht eines
Beobachtungsobjektes bei dem Weg durch die Erdatmosphäre in die
Spektralfarben. Die Atmosphäre wirkt hier wie ein Prisma. In
Zenitnähe ist die Dispersion gleich Null. Je flacher ein
Beobachtungsobjekt über dem Horizont steht, desto länger ist der Weg
des Lichtes durch die Atmosphäre und umso größer wird die
Dispersion. In der Praxis bedeutet dies, dass z.B. das Beugungsbild eines
Sterns als kleines Spektrum im Teleskop abgebildet wird. Logischerweise
bedeutet dies eine Veminderung der Bildschärfe UND des Bildkontrastes.
Die Lichtbrechung ist
wellenlängen abhängig, blaues Licht wird stärker gebrochen als
rotes Licht, das Bild eines Sterns wird vertikal zum Horizont verschmiert und
das rote Beugungsbild liegt näher zum Horizont als das blaue
Beugungsbild. |
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Das
Bild rechts zeigt die atmosphärische Dispersion am Jupitermond Ganymed.
Aufnahme mit Canon EOS 60DA im Fokus des C 14 am 7. Juli 2015 bei einer
Objekthöhe von ca. 15 Grad. Die Bilder sind um den Faktor 2 zum Original
vergrößert, links OHNE ADC und rechts MIT ADC. » |
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Das ADC
System von Gutekunst besteht aus 2 Prismenpaaren, die jeweils als planparallele
Platten aufgebaut sind. Durch ein Verdrehen der Prismenpaare gegeneinander kann
die Dispersionskorrektur sehr feinfühlig eingestellt werden. Weitere
Informationen und eine ausführliche Beschreibung von Theorie und Praxis
finden Sie auf
der Website von Gutekunst Optik. |
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Wir
haben die Wirkungsweise des Modul am Zeiss APQ Refraktor (f/8) und am Celestron
14 getestet
« Das Bild links
zeigt das ADC (Modul Compact) am C 14 mit angeflanschtem Celestron SkyRis
Videomodul.
Die Anwendung ist
simpel. Der ADC wird im Okularauszug des Teleskops befestigt, wobei der Knopf,
mit dem die Prismenpaare gegeneinander radial verschoben werden ungefähr
parallel zum Horizont ausgerichtet wird. Da der ADC mit Prismen arbeitet,
verbleibt das Beobachtungsobjekt stationär im Gesichtsfeld des
Teleskops.
Egal ob mit Videomodul oder Spiegelreflexkamera kann nun im
"life view" Modus die Dispersion zwischen Rot und Blau durch drehen am Knopf
minimiert werden. Erste, visuelle Beobachtungen an Doppelsternen (alpha
Centauri und Acrux (Kreuz des Südens) und am Planeten Jupiter zeigten
sofort, dass die Wirkung des ADC stark abhängig vom Seeing
ist. |
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Bei
schlechten Seeingbedingungen überwiegen die Effekte die
Dispersionskorrektur des ADC. Bei einem geschätzten Seeing von 1 bis 2
Bogensekunden wird die Bildverbesserung durch das ADC Systems deutlich
wahrnehmbar. |
Das
Doppelsternsystem Alpha Centauri hat zur Zeit einen Abstand von ca. 4
Bogensekunden und stellt für eine Trennung im 6 Zoll Zeiss APQ kein
großes Problem dar. Trotzdem erscheint das Bild bei gleicher
Vergrößerung bei der Beobachtung mit dem ADC "knackiger". Gleiches
gilt für Acrux. Acrux ist ein Dreifachsystem aus zwei annähernd
gleich hellen (1m3 und 1m7), sehr blauen Sternen und einem Abstand von 4
Bogensekunden. Dazu kommt ein Stern der Magitude 4m8 im Abstand von 90
Bogensekunden. Der Bildeindruck ist vergleichbar mit der Beobachtung von Alpha
Centauri.
Visuelle
Beobachtungseindrücke sind schwierig zu vermitteln, deswegen haben wir
auch einige fotografische Testbeobachtungen (Video und Spiegelreflex)
durchgeführt.
Als Testobjekte boten sich im Juli 2015 die beiden
Planeten Venus und Jupiter an, die zu der Zeit in einer engen Konjunktion in
der spaäten Abenddämmerung sichtbar waren. » Das Bild
rechts zeigt die beiden Planeten dicht über der 4m Kuppel von
Onjala. |
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« Beim Planeten Venus und einer
Horizonthöhe von ca. 25 Grad zeigt sich die Bildverbesserung beim Einsatz
des ADC Systems dramatisch. Die Aufnahmen entstanden 23. Juli und wurden im
Fokus des Celestron 14 und einem Farb Videomodul aufgenommen.
Klicken Sie hier
zum Laden eines großen Bildes. |
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« Genauso deutlich wird die
Dispersionskorrektur des ADC am Planeten Jupiter und seinem inneren Mond Io.
Aufnahmen am 7. Juli gegen 18:00 mit Canon EOS 60DA bei einer Höhe von ca.
30 Grad über dem Horizont.
Klicken Sie hier
zum Laden eines großen Bildes |
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Für die visuelle- oder fotografische Beobachtung der schmalen,
jungen Mondsichel ist das ADC System ebenfalls hervorragend geeignet, da sich
der Mond bei dieser Mondphase immer dicht über dem Horizont befindet.
» Testaufnahmen mit einer Canon
EOS 60DA im Fokus des 6 Zoll Zeiss APQ Refraktors, oben ohne ADS, unten mit
ADS. Beachten Sie den Detailverlust durch die Farbdispersion im oberen Bild im
Vergleich zum unteren Bild.
» » Im Bild rechts außen ist
das obere Bild (ohne ADS aufgenommen) in monochrome gewandelt. Sehr schön
sieht man die Überlagerung des roten und blauen Bildes am
Mondrand. |
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Auch
bei der farbfotografischen Beobachtung des Aschgrauen Mondlichts zeigen die
Bilder, aufgenommen mit dem ADC System, eine deutlich neutralere Farbgebung und
eine schärfere Abbildung.
Klicken Sie auf die Vorschaubilder zum Laden
größerer Darstellungen. |
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Ein
kleines sinnvolles Hilfsmittel um das ADC System optimal einzustellen, ist der
Einsatz eines Schott Filters BG 38. Dieses Filter lässt mit nahezu
gleicher Transmission nur den roten und blauen Lichtanteil des
Beobachtungsobjekts passieren.
Am besten einsetzbar über einen
Filterschieber, so dass man das Filter - ohne das ADC System zu demontieren -
wahlweise im Strahlengang oder den Strahlengang ohne Filter beobachten kann.
Muss das ADC System - nach seiner Einstellung - demontiert werden, muss man
sich die radiale Stellung zum Okularuaszug markieren, so dass es wieder in
korrekter Stellung in den Strahlengang eingebaut werden
kann.
Als letztes Beispiel
möchten wir einige Bilder vom Saturn zeigen. |
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» Ungeschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am 3.
September im Fokus des Celestron 14 und BG 38 Filter mit nicht
justiertem ADC System.
» » Ungeschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am 3.
September im Fokus des Celestron 14 und BG 38 Filter mit justiertem ADC
System.
Deutlich ist sichtbar,
dass das blaue und rote Saturnbild nun deckungsgleich sind. |
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» Ungeschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am 3.
September im Fokus des Celestron 14 OHNE ADC System.
» » Ungeschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am 3.
September im Fokus des Celestron 14 MIT ADC System.
Ein deutlich farbneutrales und schärferes
Rohsummenbild |
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» Wavelet
geschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am 3. September im
Fokus des Celestron 14 OHNE ADC System.
» » Wavelet geschärftes Videosummenbild vom Saturn, aufgenommen am
3. September im Fokus des Celestron 14 MIT ADC
System.
Die Bildverbresserung
durch des ADC Systems von Gutekunst ist deutlich sichtbar.
Celestron Farbvideomodul, Bildaddition von 300
Einzelbildern (300/3.000 frs), aufgenommen im Fokus des C14 bei f = 3.900 mm
und f/11. |
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» Das ADC System und die Celestron SkyRis
Kamera im Fokus des C 14. |
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Fazit
Das ADC System von
Gutekunst Optik ist extrem simpel einsetzbar und bringt deutliche
Bildverbesserung in der visuellen- und fotografischen Beobachtung bei
Objekthöhen ab ca. kleiner 50 Grad über dem Horizont (gutes Seeing
vorrausgesetzt). Nach Angaben des Herstellers arbeitet das System
beugungsbegrent (von uns nicht getestet).
Der einzige Nachteil ist der
hohe Anschaffungspreis des ADC Systems (Modul Compact), der gut bei ca. 25%
eines vollapochromatischen Refraktors von 6 bis 7 Zoll Öffnung liegt. So
wird das System - solange sich der Preis ohne Qualitätseinbußen
nicht deutlich senken lässt, wohl nur für wenige Beobachter, die sich
auf die Mond,- Planeten- und Doppelsternbeobachtungen spezialisiert haben, als
Anschaffung in Frage kommen. |
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All Images and all Content are © by Franz Hofmann
+ Wolfgang Paech |